Freitag, 22. Mai 2015

Oh lá lá Paris

Coucou,

Ich will euch diesmal von meiner Reise am letzten Wochenende nach Paris berichten. Ich habe dort knappe 4 Tage meine Freundin und Mitfreiwillige der EKiR Susanna besucht. Es war ein tolles Wochenende, in denen wir durch die Stadt gewandert sind, gequatscht haben und ich mir ein bisschen die Arbeit von Susanna angesehen habe.

Mein Besuch fing schon mal sehr gut an, denn nach meiner Ankunft am Bahnhof gingen Susanna und ich als erstes ins jüdische Viertel um Falafel zu essen, wenn ich das nicht einen perfekten Start nenne.
Die kommenden Tage haben wir uns viele Kunstmuseen angesehen, haben eine Free Guided Tour durch das Herz von Paris gemacht, waren bei "Shakespeare and Company", dem tollsten Buchladen, den ich kenne und waren in der Moschee von Paris, ein wunderschöner, ruhiger Ort im Herzen von Paris.
Und natürlich sind wir einfach durch Paris gelaufen oder haben das Fahhrad genommen. Denn in Paris gibt es, wie in fast allen größeren Städten Frankreichs (auch in Montpellier) überall in der Stadt Fahhradstationen verteilt. Dort kann man für 1,70 Euro am Tag mit den Fahrrädern zwischen den Stationen hin und herfahren und da das Netz sehr gut ausgebaut ist, kann man somit so gut wie ganz Paris erkunden. Am Anfang hatte ich echt Angst,denn die Straßen von Paris (und vor allem die Kreisverkehre) sind nicht gerade kleine 30er-Zonen und die Autofahrer achten kaum bis gar nicht auf ihre Verkehrsteilnehmer. Aber als ich erstmal den Dreh raus hatte, hat es mir sehr viel Spass gemacht und ich finde diese Fahrräder eine tolle Mölichkeit Paris noch besser kennen zu lernen. Ich meine, man bewegt sich auch noch, ist an der Sonne und ist meistens sogar schneller als mit der Metro (bei kurzen Distanzen).
Ich glaube aber für den Rest meiner Erkundungen lasse ich eher Bilder sprechen.


Die Aussicht vom Triumphbogen auf den Champs Élysées
Monets Seerosen in der Orangerie
Die Uhr im "Musée d'Orsay"
Eine der Liebesschlösser-Brücken auf der Seine
Ein Raum Im "Centre Pompidou", in dem man...
selbst an die Wand schreiben kann
Susanna und ich im Garten der Moschee



Außerdem habe ich, wie gesagt, auch Susannas Arbeit besucht. Einmal war das ein "French Concon" Auftritt von ihr und weiteren Mitgliedern ihrer Gemeinde in einem Altenheim. Dazu sollte ich vielleicht auch erwähnen, dass Susanna, so wie ich in einer evangelischen Gemeinde arbeitet. Aber ihr Aufgabenfeld sieht etwas anders aus und umfasst eher die Arbeit in einem Center, das die Gemeinde gemietet hat, das aber auch noch andere Vereine beherbergt. Sonst hat sie nicht, wie ich viel mit Kinder- und Jugendarbeit zu tun, sondern hilft nur ab und zu bei den Pfadfindern.
Zurück zum Auftritt: Gleich am Anfang hat sich eine alte Dame neben mich gesetzt, damit "wir beide nicht so alleine da sitzen", was ja schon mal herzzereißend süß war und hat mir dann von ihrem Leben in Paris und ihrer Familie erzählt. Sie war 93 Jahre alt und hat alle 4 total aufwendigen Concon-Kostüme für die Tänzerinnen genäht, da war ich schon sehr beeindruckt.
Neben dem Tanzauftritt gab es auch einen relativ langen Auftritt des Altenheimchors. Die älteren Damen und Harren gaben französiche Klassiker zum besten, von denen ich leider nur 2 (einer davon "Champs Élysées") kannte, aber es war toll zu sehen wie viel Spass alle hatten und auch das Publikum war restlos begeistert von den Erzählungen über ihre Stadt und was dort schon alles passiert ist.
Und natürlich hat allen der tolle Auftritt der Concon-Tänzerinnen gefallen, der aus 2 verschiedenen Choreographien bestand.

Außerdem habe ich Susanna zu ihrem Obdachlosenarbeit begleitet. Diese unterscheidet sich von meiner sehr grundlegend, da in der Gemeinde in Paris kein Essen ausgeteilt wird. Die Obdachlosen werden empfangen, sie können einen Tee oder Kaffee trinken und sich mit den ehrenamtlichen Mitarbeitern der Kirche unterhalten oder mit ihnen spielen. Das hat dazu geführt, dass ich mit Susanna, einer Gemeindemitarbeiterin und 3 Besuchern Scrabble gespielt haben. Dabei wurde über viele Worte diskutiert und jedes 3. nachgesehen, aber ich finde die Idee dieses "Acceuil"(Empfang) sehr gut und es wird eine persönliche Beziehung zu den Besuchern aufgebaut, was ich sehr wichtig und richtig finde.

Und so ging ein Wochenende super schnell rum und Montag Abend ging es dann für mich zurück nach Montpellier und Dienstag morgen gleich wieder zurück zur Arbeit mit "meinen Obdachlosen".
Dieses Wochenende steht die Konfi beider Konfigruppen an und ich werde Geige spielen und bin schon ganz gespannt, wie das so wird.

Habt ein schönes Wochenende,
bis bald,
<3
Jana

Mittwoch, 6. Mai 2015

Glück

Hallo meine Lieben,

Vous allez bien? 
Hier in Montpellier kommt heute mal richtig die Sonne raus und es wird langsam kurze-Hosen-Wetter und dem entsprechend versuche ich gleich mal ein bisschen davon abzukriegen. Aber erst wollte ich euch noch ein bisschen von dem erzählen, was ich schon in meinem letzten Eintrag hab anklingen lassen: Meine Arbeit hier macht mir unendlich viel Spaß und erfüllt mich sehr und dieser Eintrag soll davon handeln wiso, weshalb, warum?

Deswegen will ich euch von ein paar Situationen erzählen, die ich in den letzten Wochen erlebt habe und in denen ich das Gefühl hatte, dass sie schöne, wichtige Momente sind und meine Arbeit und den Spaß, den ich daran habe, ausmachen.

Da will ich zuerst vom Altenheim berichten. Ich hatte zwischenzeitlich da einen kleinen Durchhänger, da die Zeit um hin und zurück zu kommen ungefähr so viel Zeit ist, wie ich dort verbringe und ich hatte auch nie das Gefühl, dass ich wirklich etwas tun kann und es auch super ohne mich laufen würde. In den letzten Wochen ist mein Elan aber wieder voll zurück gekommen. Mir ist nämlich aufgefallen wie gerne die alten Leute erzählen, dass die einen an ihren Leben teilhaben lassen und sich freuen, wenn man mit ihnen Witze macht oder sich einfach ihre Geschichten anhört. Ich freue mich immer total, wenn mir eine alte Dame von ihren 19 Enkelkindern erzählt (ja, sie hat wirklich 19 Enkelkinder!) oder eine andere Witze darüber macht, dass man ihr zu viel Gemüse zum schnibbeln gegeben hat. Es ist einfach eine total schöne Athmosphäre und es macht Spass ein Teil davon zu sein.

Auch im Babelcafé und in P.A.U.S.E., also den beiden Obdachlosencafés, in denen ich mithelfe, gibt es immer wieder schöne Momente. Wenn Leute zu einem kommen, sich überschwänglich bedanken und einem sagen, dass es gut ist, dass man sowas macht und sich für sie einsetzt. Das freut mich immer sehr und sie geben damit viel zurück. Dann gab es zum Beispiel letzte Woche die Situation, dass ein Mann neue Anziehsachen brauchte und nur Englisch sprach. Da Alice und ich die einzigen bei der Essensausgabe sind, die fließend Englisch sprechen, konnte ich ihm erklären wo er hingehen muss und was er zu tun hat und er hat mir dann noch etwas aus seinem Leben erzählt. Für solche Momente mag ich die Frühstücksausgaben sehr gerne und ich kann daraus sehr viel ziehen.

Und am letzten Wochenende hatte ich mal wieder École biblique (Kindergottesdienst) und diesmal habe ich meine Geige mitgebracht, den Kindern erklärt wie man sie spielt und ihnen ein bisschen was vorgespielt. Die Kinder waren total interessiert und ein Mädchen, das auch Geige spielt, konnte noch ein bisschen was zusätzlich erzählen und war total stolz auf sich, das hat mich total gefreut! Außerdem hat mich anschließend noch ein sehr stiller Juge auf der Gitarre begleitet und er war sichtlich super aufgeregt, aber als er ein paar Noten gespielt hatte, war er stolz wie Oskar und das sind Momente, die einfach uneendlich süß und wohltuend sind!


Ein Bild von der vorletzten Einheit der École biblique zum Theme "Gebet"


Außerdem war gleich anschließend unsere KT dimanche Einheit zum Thema Behinderungen. Dazu gab es verschiedene Geschichten und Diskussionen, aber auch ein von Alice und mir angeleitetes und ausgedachtes Spiel. Zuerst haben die Kinder ganz normal Reise nach Jerusalem gespielt und anschließend noch einmal, aber verschiedene Kinder hatten verschiedene "handicaps", wie Brillen mit denen sie nichts mehr sehen konnten, sie hatten Kopfhörer mit lauter Musik oder ihre Beine wurden zusammen gebunden. Die Jugendlichen hatten sehr viel Spass an diesem Spiel und als dann Mark Ransons "Uptown Funk" lief und unser Pfarrer Jean- Pierre getanzt hat und meinte "Das ist der Konfiunterricht" und selbst lachen musste, war ich total begeistert. Ich dachte wie schön, dass so ein spielerisches entdecken eines Themas hier möglich ist und die Jugendlichen sich wirklich mit Dingen auseinander setzten, aber nebenbei auch wirklich Spass haben. Denn sie haben auch gemerkt wie schwer es ist ganz normale Dinge, die für sie die einfachsten der Welt sind mit einer "Behinderung" zu machen und ich glaube das war eine gute und wichtige erkenntnis. Wir werden das Spiel heute abend mit der anderen Konfigruppe wiederholen und ich bin schon genz gespannt!

Und dann gab es noch eine andere spannende Begebenheit diese Woche: ich war bei der Fortbildung für zukünftige Krankenschwestern und -pfleger zum Thema Religionen. Dabei gibt es von jeder Religion Vertreter, die ihre Religion vorstellen und Fragen beantworten. Man sitzt also einen Tag lang in einem Raum mit wechselnden Gruppen und erklärt: Was ist eigentlich Katholizismus, Protestantismus, der Islam, Buddhismus etc.? 
Und ich habe das zusammen mit der Pfarrerin Corinna Thomas für die evangelische Kirche gemacht. Sie kümmert sich um die Aûmonerie (also in etwa Krankenhausseelsorge der Kirche) und hatte mich deshalb gefragt, ob ich sie unterstützen will und außerdem hatte sie zwischendurch ein Treffen, weswegen ich mit einer Gruppe alleine war. Es war eine sehr interessante Erfahrung, denn die Fragen haben sich mit vielen unterschiedlichen Themen beschäftigt wie Abtreibung, Homosexualität oder Leihmutterschaft, aber zum Teil wurde auch einfach gefragt: was ist eigentlich die evangelische Kirche? Da es in Frankreich keinen Religionsunterricht gibt, war es für manche tatsächlich das erste Mal, dass sie etwas vom Protestantismus erfahren haben und deshalb gab es zum Teil sehr viel Erklärungsbedarf. Ich hatte im Vorfeld wie ihr euch vorstellen könnt ganz schön Muffensausen, denn die Fragen sind zum Teil nicht einfach zu beantworten und ich habe abgesehen von meinen Französischkenntnissen auch nicht viel Ahnung von der Geschichte der evangelischen Kirche (vor allem in Frankreich) und kenne nicht alle ihre Positionen. Zum Glück habe ich mich im Vorfeld mit Corinna getroffen und die Präsentation vorbereitet und somit hatte ich genug Backroundwissen. 
Es hat dann auch alles ziemlich gut funktioniert, ich hab alle Fragen verstanden, wenn nicht habe ich nachgefragt und ich glaube, das auch meine Antworten verständlich waren. Ich muss sagen ich bin im Nachhinein schon etwas stolz auf mich, mich dieser Herausforderung  gestellt und sie denke ich auch gut gemeistert zu haben. 
Natürlich waren Corinnas Antworten immer ausführlicher und genauer, aber ich habe nach 8 Monaten französisch alleine vor ca. 30 Leuten über existentielle Lebensfragen gesprochen und das habe ich mir im Vorhinein niemals erträumt!

So meine Lieben, ich schließe hier mit einem Foto von meinem Chorauftritt gestern abend zum Thema "Musicaldream". Unsere Outfits waren im Stil der 50er Jahre! Das war ziemlich cool, aber ich wurde auf der Rückfahrt in der Tram schon manchmal komisch angesehen.




Ich hab euch lieb und sende euch eine warme Umarmung!
Bis bald,
<3
Jana